BRICS fordern IWF-Reform und ihre Position an der Spitze
In einem beispiellosen und koordinierten Aufruf forderten die Finanzminister der BRICS-Mitgliedsländer (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) eine umfassende Reform des Internationalen Währungsfonds (IWF). Sie forderten insbesondere eine Überprüfung der Stimmquoten und ein Ende des europäischen Monopols auf die Führung der Institution.
Bei ihrem Treffen in Rio de Janeiro am vergangenen Samstag veröffentlichten Wirtschaftsführer aus Schwellenländern eine gemeinsame Erklärung, in der sie bekräftigten, dass die aktuellen Governance-Regeln des IWF nicht mehr das tatsächliche Gewicht der Entwicklungsländer in der Weltwirtschaft widerspiegeln. Dies ist die erste einheitliche Position der BRICS-Staaten zu diesem Thema seit ihrer Gründung.
Sie fordern, dass die für Dezember nächsten Jahres geplanten Diskussionen im Rahmen der Überprüfung der IWF-Anteile zu einer neuen Quotenberechnung führen, die nicht nur das Bruttoinlandsprodukt, sondern auch die Kaufkraftparität und den Wert der nationalen Währungen berücksichtigt. Diese Überarbeitung soll die Stimmrechte der Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen stärken und gleichzeitig die Anteile der ärmsten Länder erhalten.
Ein an den Verhandlungen beteiligter brasilianischer Beamter erklärte gegenüber Reuters, die BRICS-Staaten wollten eine Formel, die die aktuellen wirtschaftlichen Realitäten angemessener abbilde und historische Ungleichgewichte korrigiere.
Die Erklärung der Gruppe verurteilte zudem die aus der Nachkriegszeit stammende „stillschweigende Vereinbarung der westlichen Mächte“, die vorschreibe, dass die Führung des IWF systematisch von einem Europäer übernommen werden müsse. Dieses Modell halten die BRICS-Staaten für überholt und für den aktuellen geopolitischen Kontext ungeeignet.
Darüber hinaus erörterten die Minister den Plan zur Schaffung eines Garantiemechanismus, der von der Neuen Entwicklungsbank – der eigenen Finanzinstitution der Gruppe – finanziert wird. Ziel ist es, die Kreditkosten der Mitgliedsländer zu senken und Investitionen in die Volkswirtschaften des Globalen Südens anzukurbeln.
Diese Forderungen spiegeln den wachsenden Ehrgeiz der BRICS-Staaten wider, die globale Finanzarchitektur neu zu gestalten und sich als Gegengewicht zu den westlich dominierten Institutionen zu etablieren.
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