votrepubici
Advertising
Advertising

Folgen Sie uns auf Facebook

Cyberkriminalität: Mehr als 60 Länder haben den UN-Vertrag unterzeichnet

Saturday 25 October 2025 - 12:00
Cyberkriminalität: Mehr als 60 Länder haben den UN-Vertrag unterzeichnet
Zoom

In Hanoi wurde ein historischer Meilenstein erreicht. Am Samstag unterzeichneten mehr als sechzig Länder den ersten UN-Vertrag zur Bekämpfung der Cyberkriminalität. Dies markiert einen wichtigen Fortschritt in der internationalen Zusammenarbeit angesichts eines schnell wachsenden Phänomens. Dieser lange diskutierte und teilweise kontroverse Text wurde als umfassendes Instrument gegen digitale Kriminalität präsentiert, löste jedoch bei Verfechtern der digitalen Freiheit und Technologiegiganten ernsthafte Bedenken aus.

Dieser internationale Rechtsrahmen zielt darauf ab, die Zusammenarbeit zwischen Staaten im Kampf gegen Computerkriminalität – sei es Kinderpornografie, Finanzbetrug oder Geldwäsche – zu stärken. Sobald er von den Unterzeichnerstaaten ratifiziert wurde, tritt er offiziell in Kraft. UN-Generalsekretär Antonio Guterres würdigte dies als „wichtigen Schritt“ im globalen Kampf gegen digitale Kriminalität und bekräftigte gleichzeitig, dass dieser Vertrag „nur ein Anfang“ sei.

Bei der Zeremonie unterstrich Guterres die Ernsthaftigkeit der Bedrohung: „Tagtäglich zerstören raffinierte Betrügereien Familien, bestehlen Migranten und entziehen unserer Wirtschaft Milliarden von Dollar. Wir brauchen eine starke und vernetzte globale Antwort.“

Die UN-Konvention gegen Cyberkriminalität, die ursprünglich 2017 von Russland vorgeschlagen und im vergangenen Jahr nach langwierigen Verhandlungen einvernehmlich angenommen wurde, spaltet die internationale Gemeinschaft zutiefst. Ihre Kritiker befürchten, sie könnte zu einem Instrument politischer Kontrolle und internationaler Überwachung werden.

Zu den lautstärksten Kritikern gehört Sabhanaz Rashid Diya, Gründerin des Thinktanks Tech Global Institute. Sie ist der Ansicht, dass „der Text Unternehmen dazu zwingen könnte, sensible Daten an Regierungen weiterzugeben, was Missbrauch und der Unterdrückung abweichender Meinungen Tür und Tor öffnet“. Sie warnt, der Vertrag reproduziere „typische Praktiken autoritärer Regime, die oft gegen Journalisten und Aktivisten eingesetzt werden“.

Mehrere Experten erkennen zwar die Notwendigkeit eines globalen Rahmens zur Bekämpfung des Anstiegs von Online-Betrug, insbesondere in Südostasien, an, weisen aber auf unzureichende Schutzmechanismen für die Menschenrechte hin.

Ein Dutzend internationaler NGOs, darunter Human Rights Watch, prangerten „schwache Schutzmechanismen“ und einen Text an, der „die Sammlung, Speicherung und den massiven Austausch von Informationen zwischen Staaten zum Nachteil der Privatsphäre der Bürger erlaubt“.

Auch große Technologiekonzerne wie Meta, Dell und Infosys äußerten ihre Besorgnis. Ihre Delegation, bestehend aus mehr als 160 Unternehmen, boykottierte die Unterzeichnungszeremonie in Hanoi. Ihr Vertreter, Nick Ashton-Hart, verurteilte einen Vertrag, der „Cybersicherheitsforscher kriminalisieren“ und „Staaten die Zusammenarbeit bei der Bestrafung nahezu aller von ihnen gewünschten Verbrechen ermöglichen“ könnte.

Er wies darauf hin, dass es bereits einen internationalen Rahmen gebe: die Budapester Konvention über Computerkriminalität, die als ausgewogener und respektvoller gegenüber den Grundfreiheiten gelte.

Die Wahl Vietnams als Austragungsort der Vertragsunterzeichnung hat bei Menschenrechtsverteidigern Reaktionen hervorgerufen. Deborah Brown von Human Rights Watch meint: „Die vietnamesischen Behörden nutzen regelmäßig Gesetze, um Online-Kritik zu zensieren und zum Schweigen zu bringen. Diese Wahl des Mediums ist symbolisch und besorgniserregend.“

Schließlich betonen mehrere Beobachter den starken Einfluss Russlands auf die Ausarbeitung des Textes. „Moskau wird die Unterzeichnung dieses Vertrags, den es von Anfang an unterstützt hat, sicherlich begrüßen“, sagt Deborah Brown. „Doch ein erheblicher Teil der globalen Cyberkriminalität geht von Russland aus, und Russland brauchte nie einen Vertrag, um sie auf seinem eigenen Territorium zu bekämpfen.“

Da die digitale Welt zu einem zunehmend konfliktreichen Schauplatz wird, stellt dieser Vertrag einen beispiellosen Versuch globaler Regulierung dar. Doch zwischen Sicherheitsambitionen und Bedrohungen der Freiheiten scheint die Grenze brüchig.



Mehr lesen