Advertising

Europa uneins über die Anerkennung des Staates Palästina

Yesterday 12:15
Europa uneins über die Anerkennung des Staates Palästina
Zoom

Während die Vereinten Nationen eine neue Welle von Befürwortern der Anerkennung des Staates Palästina erleben, scheint die Europäische Union in dieser wichtigen Frage tief gespalten zu sein.

In diesem Jahr haben sich Länder wie Frankreich, Spanien, Irland, Portugal, Belgien und Luxemburg den europäischen Staaten angeschlossen, die Palästina offiziell anerkennen. Damit haben nun 16 der 27 EU-Mitgliedsstaaten diesen diplomatischen Schritt unternommen. Diese Bewegung ist Teil eines internationalen Kontextes, der von Anerkennungen wichtiger Akteure außerhalb des Kontinents geprägt ist, insbesondere von Großbritannien, Kanada und Australien. Dies erhöht den Druck auf Israel und seinen strategischen Verbündeten, die Vereinigten Staaten, inmitten des tödlichen Krieges im Gazastreifen.

Trotz dieser Dynamik halten elf europäische Staaten, darunter führende Mächte wie Deutschland und Italien, an ihrer Ablehnung fest. Berlin ist der Ansicht, dass die Anerkennung nur das Ergebnis eines Friedensprozesses sein kann, nicht ein Instrument zu dessen Einleitung. Rom seinerseits ist der Ansicht, dass eine solche Geste, sofern die notwendigen Voraussetzungen für die Schaffung eines echten Staates fehlen, nur eine Illusion erzeugen würde, die die Aussicht auf Frieden weiter in die Ferne rücken ließe.

Auch andere Länder teilen diese Zurückhaltung. In Kroatien herrscht eine Pattsituation zwischen dem Präsidenten, der die Initiative unterstützt, und seiner Regierung, die sie ablehnt. Bulgarien bleibt vage, während die Tschechische Republik, obwohl sie die frühere tschechoslowakische Anerkennung übernommen hat, jedes neue Vorgehen von „direkten Verhandlungen“ abhängig macht, die ihrer Ansicht nach unmöglich sind, solange die Hamas den Gazastreifen kontrolliert.

Diese interne Spaltung untergräbt die Fähigkeit des europäischen Blocks, den Ausgang des Konflikts zu beeinflussen. „Ohne konkrete Umsetzung vor Ort läuft die Geste der Anerkennung Gefahr, angesichts der Erosion der palästinensischen Präsenz auf ihrem eigenen Land nichts weiter als ein Ablenkungsmanöver zu sein“, warnt Max Rodenbeck, Analyst der International Crisis Group.

Gleichzeitig lehnt die israelische Regierung unter Benjamin Netanjahu die Idee eines palästinensischen Staates entschieden ab und droht sogar mit der Annexion des Westjordanlands. Dieses Szenario macht nach Ansicht vieler Beobachter die Schaffung eines lebensfähigen Staates ohne zunehmenden internationalen Druck praktisch unmöglich.

Während ein Teil der Welt auf eine Anerkennung zusteuert, bleibt Europa fragmentiert. Einflussreiche Hauptstädte wie Berlin und Rom verharren in Positionen, die eines Tages eher als Friedenshindernis denn als Garanten für Stabilität erscheinen könnten.



Mehr lesen