Das Sahara-Autonomieprojekt: Auf dem Weg zu einer institutionellen Neugestaltung des marokkanischen Modells
Der von Marokko zur Lösung des Konflikts in der marokkanischen Sahara vorgeschlagene Autonomieplan ist mehr als nur ein Verhandlungsangebot. Laut einem Bericht des panafrikanischen Medienunternehmens Jeune Afrique entwickelt sich dieses Projekt zu einer wichtigen strategischen Richtung, die das Regierungsmodell des Königreichs grundlegend verändern könnte.
Der Autonomieplan, der 2007 den Vereinten Nationen zur Kenntnis gebracht wurde, erfährt heute wachsende Unterstützung führender internationaler Mächte wie der Vereinigten Staaten, Frankreichs, Spaniens und des Vereinigten Königreichs. Diese Unterstützung bestärkt Marokkos Position, dass dieses Projekt, wie ein Teil der internationalen Gemeinschaft betont, „die einzig realistische Lösung“ für den Konflikt darstellt.
Das Dokument legt fest, dass der marokkanische Plan die Schaffung gewählter regionaler Institutionen vorsieht, darunter ein lokales Parlament, eine Exekutive mit weitreichenden Befugnissen, ein autonomes Justizsystem und ein spezifisches Steuer- und Finanzsystem. Die Zentralregierung würde jedoch ihre souveränen Befugnisse in Verteidigungs-, Diplomatie- und Religionsfragen behalten.
Über die Lösung des Konflikts hinaus könnte dieses Projekt einen entscheidenden Schritt zur Modernisierung der institutionellen Architektur Marokkos darstellen. Laut den befragten Experten würde die Anwendung dieses Modells in den südlichen Provinzen den Weg für eine Ausweitung der regionalen Autonomie auf alle Regionen des Königreichs im Geiste territorialer Gerechtigkeit ebnen.
Dieser Wandel würde eine klare Verfassungsrevision erfordern, um das Prinzip der regionalen Autonomie rechtlich zu verankern und über die vagen Formeln der Verfassungsreform von 2011 hinauszugehen. Dies würde auch eine Neubewertung der Rolle des Innenministeriums, derzeit Garant der staatlichen Aufsicht, zugunsten einer institutionellen Zusammenarbeit auf der Grundlage von Subsidiarität und lokaler Verantwortung erfordern.
Die Umsetzung dieser Reform würde einen umfassenden nationalen Konsultationsprozess erfordern, an dem politische Parteien, Gewerkschaften, Zivilgesellschaft, Wissenschaft und die Diaspora beteiligt wären. Ziel wäre die Ausarbeitung eines neuen demokratischen Vertrags auf der Grundlage einer modernen und inklusiven territorialen Governance.
Was als diplomatische Reaktion auf einen regionalen Konflikt begann, könnte somit zu einer Neugründung des marokkanischen Staates führen. Eine solche Dynamik stünde im Einklang mit der Geschichte des Königreichs, in der Krisen an der Peripherie oft als Katalysatoren für bedeutende politische Entwicklungen im Zentrum dienten.
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