Marokko-Südkorea: Eine strategische Partnerschaft mit globalen Ambitionen
Die Partnerschaft zwischen Marokko und Südkorea, lange diskret, aber von gegenseitigem Respekt geprägt, befindet sich in einem tiefgreifenden und vielschichtigen Wandel. Diese Annäherung beschleunigt sich, angetrieben von übereinstimmenden diplomatischen Interessen, gemeinsamen wirtschaftlichen Ambitionen und einer gemeinsamen Vision für wichtige globale Fragen.
Der 9. Mai 2025 markierte einen wichtigen Wendepunkt in den bilateralen Beziehungen. Seoul bekundete offiziell seine Unterstützung für den 2007 vorgelegten marokkanischen Autonomieplan für die Sahara und bezeichnete ihn als „ernsthafte und glaubwürdige Anstrengung“ im Einklang mit der Resolution 1754 des UN-Sicherheitsrats. Diese Anerkennung bricht mit der zuvor von Südkorea eingenommenen Neutralität und sendet ein starkes Signal an die internationale Gemeinschaft, das die Legitimität des marokkanischen Vorschlags bekräftigt. Bereits 2024 schloss Südkorea die Polisario-Front trotz des Drucks Algeriens von seiner ersten Korea-Afrika-Konferenz aus und bekräftigte damit seine Strategie, Rabat als wichtigen Partner in Afrika zu positionieren.
Auch wirtschaftlich intensivieren sich die Beziehungen. Im Februar 2025 unterzeichnete Hyundai Rotem einen historischen Vertrag über 1,5 Milliarden Euro mit der französischen Staatsbahn (ONCF) über die Lieferung von 110 Intercity-Zügen. Dies ist der größte Auftrag, den ein südkoreanisches Eisenbahnunternehmen jemals im Ausland erhalten hat. Dieses Projekt verdeutlicht die wachsende Bedeutung des wirtschaftlichen Austauschs zwischen beiden Ländern. Während der Handel im Jahr 2024 mit rund 550 Millionen US-Dollar noch relativ moderat blieb, deuten die Diskussionen um ein Wirtschaftspartnerschaftsabkommen (WPA) auf eine neue Ära hin. Ziel ist es, Handelsströme zu steigern, bilaterale Investitionen zu fördern und industrielle Synergien in Schlüsselsektoren wie der Automobil-, Batterie-, Schiffbau- und Verteidigungsindustrie zu schaffen.
Die diplomatische Dynamik zwischen Rabat und Seoul wird auch durch einen institutionalisierten Dialog auf hoher Ebene unterstützt. Gegenbesuche hochrangiger Politiker verdeutlichen die Intensität dieses Austauschs: Kim Jin-pyo, Sprecher der südkoreanischen Nationalversammlung, Park Sang-woo, Planungsminister, und Yoon Hee-sung, CEO der Export-Import Bank, wurden in Rabat empfangen. Auf marokkanischer Seite besuchten Nasser Bourita, Ryad Mezzour, Nizar Baraka und Rachid Talbi Alami Seoul und betonten den Umfang der derzeit im Aufbau befindlichen strategischen Zusammenarbeit.
Als engagierter Teilnehmer des Korea-Afrika-Gipfels 2024 positioniert sich Marokko als bevorzugter Partner Südkoreas auf dem afrikanischen Kontinent. Neben wichtigen Abkommen werden die bilateralen Beziehungen durch bedeutende symbolische Gesten bereichert. 2022 würdigte Korea das Engagement von acht marokkanischen Veteranen, die zwischen 1950 und 1953 am Koreakrieg teilgenommen hatten – eine denkwürdige Geste der Anerkennung.
Die Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern erstreckt sich auch auf soziale, ökologische und technische Bereiche. Mehrere am Rande des Korea-Afrika-Gipfels geschlossene Abkommen befassen sich mit Klimaschutz, sozialem Schutz und nachhaltiger Entwicklung und werden vom Koreanischen Fonds für wirtschaftliche Entwicklungszusammenarbeit (EDCF) unterstützt. Im Bereich der Regierungsführung unterstützt Seoul Marokko durch Programme zur Modernisierung der Verwaltungen, zur Korruptionsbekämpfung und zur Stärkung der lokalen Regierungsführung und stellt dabei seine digitale und administrative Expertise zur Verfügung.
Diese bilaterale Partnerschaft verkörpert somit eine neue Generation internationaler Beziehungen, die auf Pragmatismus, Vertrauen und Gegenseitigkeit basieren. Letztlich könnte die strategische Annäherung zwischen Marokko und Südkorea beide Länder als wichtige Akteure in der neuen geopolitischen und wirtschaftlichen Landschaft Afrikas und Asiens neu positionieren und eine entschlossen zukunftsorientierte Süd-Süd-Kooperation veranschaulichen.
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